#11 Audiotechnik: Das Herz des Audiosystems – Mischpulte – Teil 1

Ab Anfang der 1970er-Jahre ging es dann Schlag auf Schlag. 1972 erschien das Yamaha PM200 mit acht Kanälen, 1973 Soundcraft Series 1, das bereits sechzehn Inputs und zwei Auxwege besaß. 1974/ 1975 folgten Yamaha PM1000 (32 Kanäle/ 4×4 Matrix) und die ersten Konsolen der Firma Midas in modularer, also individuell bestückbarer Bauweise.

custom-made“ Live-Pult

Für die sich in den 1970ger-Jahren etablierenden Tourneen und Stadionkonzerte der damaligen „Supergroups“ gab es zunächst keine optimal geeigneten Mischpulte. Aus diesem Grund entwickelten und bauten die US-amerikanischen Companies ShowCo und Clair Brothers mit den Modellen Superboard beziehungsweise CBA32 jeweils ihre eigenen Touring-Pulte. Technisches Vorbild waren damalige Studiokonsolen, die bereits vollparametrische EQs und hochwertige Preamps besaßen, aber technisch zu empfindlich und kaum transportabel waren. 

Wolfgang „Schabbach“ Neumann, Präsident des „Vintage Concert Audio e.V.“, der die damalige Zeit als Musiker und Toningenieur hautnah miterlebt hat, erinnert sich: „Soundcraft Series 1 und kurz darauf Series 2 mit 24 Kanälen waren hinsichtlich Haptik und Features eine Revolution. Und diese Pulte waren für die Clubs, Bands und Verleiher erschwinglich.“

Wolfgang „Schabbach“ Neumann

Fortan wurden immer größere und aufwendigere Mischpultmodelle entwickelt, denn die Nachfrage war aufgrund stetig steigender Anforderungen da. Halb- und vollparametrische EQs, sowie umfangreiche Ausspielmöglichkeiten mit Subgruppen, acht bis zwölf Auxwegen und Matrix-Sektionen wurden zum Standard. Ebenfalls etablierten sich speziell auf verschiedene Anwendungen (FoH, Monitor, Theater) zugeschnittene Konsolen. Dennoch war man von den heute üblichen Kanalkapazitäten noch weit entfernt. Schabbach berichtet uns: „48 Eingangskanäle waren in den 80ger-Jahren der Maximalstandard. Das musste auch für die größten Produktionen ausreichen. Bei Konzerten mit mehreren Acts wurde deshalb eine so genannte Festival-Belegung verwendet. Das heißt zum Beispiel: die ersten zehn Kanäle sind für das Drumset vorgesehen, dann kommen Bass, Gitarren und so weiter. Das musste dann von jeder Band genau so genutzt werden.“