#17 Audiotechnik: Signal-Processing (Teil 3)

Attack, Release, Threshold und mehr
Der technische Aufbau eines Noise-Gates/Expanders ist ähnlich dem eines Kompressors. Auch hier wird das Eingangssignal gesplittet und auf Audiopfad sowie Detektorweg (Sidechain) verteilt. Neben den Zeitparametern Attack, Release und Hold, bestimmt der Schwellenwert (Threshold) den pegelabhängigen Einsatzpunkt des Signal-Processings. Im Gegensatz zu einem Kompressor beginnen Noise-Gate und Expander unterhalb und nicht oberhalb des Thresholds zu arbeiten. Die Releasezeit bestimmt dabei die Dauer des „Schließvorgangs“ und wird abhängig vom Eingangssignal justiert (perkussive Signale rund 20 bis 250 Millisekunden, übrige fallabhängig bis zu 1,5 Sekunden). Der Parameter Hold fügt bei Bedarf eine zusätzliche „Wartezeit“ ein, die nach Unterschreiten des Thresholds den Einsatz der Pegelreduktion verzögert. Dadurch lässt sich beispielsweise in Kombination mit einer kürzeren Release-Einstellung ein „hartes“ Gating von perkussiven Signalen realisieren, ohne deren Ausklingphase zu beeinträchtigen.

Die Attack-Time legt wiederum fest, wie schnell das Signal nach Überschreiten des Thresholds den Audiopfad wieder ungehindert passieren kann. Sie wird, abgesehen von speziellen „Sound-Design“-Anwendungen, immer so kurz wie möglich gewählt (Null Millisekunden). Abhängig von der Signalbeschaffenheit können hierbei Knackgeräusche entstehen. In dem Fall muss die Attackzeit auf ein bis fünf Millisekunden verlängert werden. Für das Feintuning des Thresholds verwendet man anschließend die integrierten Sidechain-Filter/-EQs. Mit ihnen lässt sich das Detektorsignal auf den wesentlichen Frequenzbereich des Nutzsignals eingrenzen, wodurch Fehltrigger durch benachbarte Schallquellen vermieden werden. Ein in der Praxis sehr wichtiger Parameter ist schließlich die so genannte Range, manchmal auch als Floor bezeichnet. Damit wird die maximale Pegel-Absenkung des Noise-Gates/Expanders definiert. Hier ist es oftmals sinnvoll keine komplette Stummschaltung (Range –∞) einzustellen, sondern die Reduktion auf zehn bis zwanzig Dezibel zu beschränken. Der Gesamtklang, zum Beispiel eines Drumsets, wirkt nämlich in der Regel mit einem gewissen, „kontrolliertem“ Übersprechen der Mikrofone organischer und natürlicher. Zudem werden so einzelne leisere Nutzsignale, die sich gegebenenfalls unterhalb des eingestellten Thresholds befinden, nicht komplett stummgeschaltet – was etwa bei einer Sprachbeschallung katastrophal wäre –, sondern bleiben dennoch – wenn auch deutlich leiser – hörbar.