#17 Audiotechnik: Signal-Processing (Teil 3) 

Noise-Gate oder Expander – was ist besser?

Ein Expander verfügt im Gegensatz zu einem Noise-Gate zusätzlich über eine regelbare Ratio. Während also das Noise-Gate unterhalb des Thresholds seinen Ausgangspegel sofort vollständig um die vordefinierte Range verringert, wird dieser bei der Expander-Schaltung gemäß dem Ratio-Verhältnis stufenlos reduziert. Beispiel: Das Eingangssignal sinkt bei einem Threshold-Setting von -25 dB auf -28 dB ab. Ein Noise-Gate „schließt“ hier direkt den Signalweg – bei einer Range –∞ wird der Kanal also komplett gemutet, bei einer Range von -20 dB auf -48 dB abgesenkt. Ein Expander würde wiederum, bei einer angenommenen Ratio von 1:3, den Pegel nur um 9 dB verringern (3x 3 dB), am Kanalausgang lägen somit noch -37 dB an. Steigt der Eingangspegel anschließend wieder auf -26 dB, würde der Expander die Gain-Reduction auf 3 dB (3×1 dB) reduzieren. Das Noise-Gate bliebe hingegen nach wie vor geschlossen (–∞ bzw. -48 dB). Vereinfacht ausgedrückt, „schaltet“ ein Noise-Gate also das Kanalsignal an und aus, während ein Expander dieses ein- und ausblendet. In der Praxis bedeutet das für uns, dass wir bei perkussiven Signalen oder deutlich vom Nutzsignal getrennten Störsignalen Noise-Gates einsetzen sollten. Für Instrumente mit längeren Sustains, Stimmen sowie bei komplexen Übersprech/ Störgeräuschproblemen ist aber in der Regel ein Expander zu bevorzugen. 

Ein Noise-Gate schließt den Signalweg, während ein Expander den Ausgangspegel reduziert
Mehrwert: Kompander-Schaltungen

So genannte Kompander-Schaltungen stammen aus der Nachrichtentechnik und ermöglichen es, Medien mit begrenztem Dynamikumfang für hochaufgelöste Audiosignale zu nutzen. Das Kunstwort „Kompander“ verrät im Grunde schon, dass hierbei eine Kombination aus „Kompressor“ und „Expander“ zum Einsatz kommt. Das Ganze funktioniert so, dass sämtliche Audiosignale vor der Übertragungsstrecke mit einer bestimmten Threshold/Ratio-Einstellung komprimiert werden. Auf der Empfangsseite beziehungsweise bei der späteren Wiedergabe wird das Material dann mit der umgekehrten Ratio „wiederhergestellt“. Die Regelzeiten der Schaltungen sind oftmals programmgesteuert, also variabel, um unterschiedliche Signalbeschaffenheiten (zum Beispiel perkussiv, basslastig/ höhenbetont, komplexe Summensignale) möglichst artefaktfrei zu reproduzieren.  Aktuelle Systeme funktionieren tatsächlich sehr unauffällig und ohne Notwendigkeit oder Möglichkeit von manuellen Eingriffen durch den Benutzer. Bei vielen, schnell aufeinanderfolgenden Transienten ist aber das Processing dennoch oftmals hörbar. Zum Einsatz kommen Kompander beispielsweise in sämtlichen analogen Wireless-Systemen. 

Text+Fotos: Martin Person