#19 Beleuchtung: Eye-Candy versus Präzisionsarbeit
Theaterlicht als Teil der Erzählung
Wer jetzt aber denkt, der Theater-Job ist für Lichtschaffende weniger anspruchsvoll, liegt falsch. „Nein, das ist nicht ohne“, plaudert Alex weiter aus seinem Lichtdesigner-Nähkästchen, „denn das Theaterlicht ist ja Teil der Erzählung. Es macht visuell klar, wo wir uns bei dem Stück gerade befinden. Draußen oder drinnen? Welche Art von Raum? Welches Wetter, welche Tageszeit? Auch die Stimmungslage, in der sich die Akteure aktuell befinden, untermalen die Scheinwerfer. Im Idealfall ist es Storytelling mittels Licht. Das erfordert Know-how, Einfühlungsvermögen und das entsprechende Equipment.“ Gelegentlich sind im Theater auch Effekte erwünscht. Beispielsweise wenn es in einem Stück dramatisch blitzt und donnert. „Das hatte ich erst kürzlich“, sagt Alex, „fast die ganze Aufführung über reichte klassisches Licht. Doch dann wurde die Stimmung bedrohlich, ein Gewitter zog auf. Für ein paar Sekunden der Aufführung brauchten wir deshalb Stroboskop-Blitze und Nebel.“ Viel Aufwand für eine nur kurze Passage. Doch die Anstrengung hat sich gelohnt: „So konnten wir diese Szene in den Vordergrund rücken, so blieb sie dem Publikum auch in Erinnerung.“
Stroboskop-Gewitter sind bei Live-Konzerten natürlich Standard. Schließlich könne es bei einer Show gar nicht hell und effektvoll genug sein. Ins Publikum schwenkende, superhelle Audience-Blinder gehören heute zu einem Live-Spektakel wie die sechs Saiten zur Gitarre. „Es muss punchy sein, es ist Teil der Publikums-Animation“, sagt Alex, „Blinder, Strobes, Fluter – hauptsache hell und kraftvoll.“ Und je mehr desto besser. Im Theater ist es genau umgekehrt: „Ein paar sehr gute, richtig eingesetzte Scheinwerfer können eine tolle Wirkung entfalten. Weniger ist hier mehr.“