#20 Audiotechnik: Verkopplung und Remote-Control via MIDI

Verknüpfen, Programmieren und Anlernen

Betrachten wir einige typische Anwendungen in der Beschallungs- beziehungsweise Veranstaltungstechnik, in der die Nutzung von MIDI sinnvoll ist. Zunächst können wir zuvor abgespeicherte Presets sämtlicher externer Effektgeräte oder Plug-In-Server mittels Program Change-Befehlen zusammen mit unseren Pult-Snapshots aufrufen. So lassen sich verschiedene Hall-, Delay- oder weitere Effekte zum Beispiel songbezogen einsetzen – ohne dass man hierzu mehrere Geräte zeitgleich umzuschalten oder nachzujustieren muss. Als nächstes bietet es sich an, eine MIDI-fähige Taste des Mischpults mit einem Note on-Befehl zu belegen, der wiederum in sämtlicher relevanter Peripherie der Tap Tempo-Funktion zugewiesen wird. Dadurch können wir während der Show jederzeit das Timing aller verwendeten Effekt-Delays über taktgenaues Tippen dieser Taste anpassen. Kommt in diesem Zusammenhang auch eine DAW zum Einsatz, kann von dort aus die MIDI-Clock an alle Synthesizer und Klangerzeuger auf der Bühne weitergeleitet werden. Dadurch werden diese ohne weiteres Zutun immer auf den aktuellen Beat synchronisiert. Das Ganze funktioniert natürlich auch umgekehrt, indem man sich den Click des Drummers als MIDI-Clock oder alternativ als Audiospur senden lässt, womit dann sämtliche Delay-Tempi via MIDI automatisiert angepasst werden können. Mit den meisten Software-Produkten lassen sich die Fader vieler Digitalmischpulte über zuvor angelernte Control Change-Messages fernsteuern, was bei komplexen, kleinteiligen Shows als Alternative zur Snapshot-Programmierung genutzt werden kann. Insbesondere längere Ein-, Aus- oder Überblendzeiten lassen sich so deutlich effizienter programmieren beziehungsweise einfach „aufnehmen“. 

Bei Digitalmischpulten lassen sich Schalter, Potis und Fader oft mit MIDI-Befehlen hinterlegen

Über weitere Note on- und Note off-Befehle, die natürlich nicht zur Tonerzeugung, sondern zum Triggern von Schaltzuständen verwendet werden, lassen sich zudem einzelne Funktionen externer Geräte wie Bypass oder Mute auslösen, aber auch Playbacks und Soundeffekte starten. Viele Mischpulte erlauben die Verknüpfung solcher MIDI-Messages mit abgespeicherten Snapshots, sodass mit nur einem Knopfdruck eine beliebig große Anzahl an Aktionen zeitgleich ausgeführt werden kann. Für durchprogrammierte Shows oder Theateraufführungen ist es zu guter Letzt sinnvoll, synchron stattfindende Cues von Licht, Video, Audio und so weiter zentral von einem Operator auslösen zu lassen. Scene-Recalls können dabei mittels zugewiesener MIDI Note on-, Note off-Befehle verknüpft, Überblendungen oder andere „fließende“ Wechsel über Control Change-Messages realisiert werden. Der ultimative Automatisierungsgrad lässt sich durch Timeline-basierte Programmierungen erreichen. Der hier zur zeitgenauen Synchronisierung notwendige Timecode wird üblicherweise auch via MIDI als MTC auf das maßgebliche Equipment verteilt. Da in der Regel alle gängigen Licht-, Video-, Audiopulte, und -softwares sowohl MIDI senden als auch empfangen können, spielt es keine Rolle, welcher Operator dabei als „Master“ und welcher als „Slave“ agiert. Auch ein Cue-bezogenes Abwechseln der Hierarchien ist möglich und bietet sich oftmals je nach Art oder Timing einzelner Vorgänge durchaus an.    

Text+Fotos: Martin Person