#4 Beleuchtung: Die Vermessung des Lichts – Teil 2

Lichtausbeute und Abstrahlwinkel

Die Lichtausbeute ist die Photometrie-Größe der Stunde. Denn die in Lumen pro Watt (lm/W) angegebene Einheit beziffert die Effizient einer Lichtquelle und damit den ökonomischen Wert, von dem sich auch die CO2-Emission ableiten lässt. Merke: Je höher der lm/W-Wert, desto effizienter und damit umweltschonender ist das Beleuchtungssystem. Vor diesem Hintergrund haben konventionelle Leuchtmittel – wie Glüh- und Halogenlampen – einen schweren Stand gegenüber modernen LED-Lichtquellen. Diese Beispiele verdeutlichen die Schieflage: die herkömmliche Glühlampe bringt es auf 12 lm/W, eine Halogenlampe auf gut das Doppelte – auf 25 lm/W und eine moderne LED-Lichtquelle erzeugt effiziente, Ressourcen schonende 180 lm/W – und ist damit über sieben Mal so effizient, wie ein Halogenleuchtmittel. Anke Schierenbeck vom Vertriebsunternehmen Vision Two: „Wenn Theaterhäuser ihre Zuschauerbeleuchtung auf moderne LED-Technik – wie ArchSystem – umstellen, dann sparen sie damit durchschnittlich achtzig Prozent der Betriebskosten und reduzieren gleichzeitig den CO2-Ausstoß um über 85 Prozent.“

Wer schon immer Mathematik gehasst hat, wird vielleicht Berührungsängste mit dem „Abstrahlwinkel“ haben. Doch keine Angst, hier geht es nicht um kalte Arithmetik, sondern um solides Lichtdesigner-Handwerk. Ein bisschen Rechnen ist da aber ab und zu vonnöten. Zum Beispiel wenn es eben um den Abstrahlwinkel geht, der besagt, in welchem Winkel der Lichtstrom aus einer Lichtquelle tritt. Je nach Abstand des Scheinwerfers zur beleuchteten Fläche entsteht dadurch ein unterschiedlich großer Lichtkegel. Konventionelle Halogenstrahler verfügten meistens über einen Abstrahlwinkel von pauschal 35 Grad. Mithilfe integrierter Prismen oder Streulinsen bieten heutige LED-Strahler Abstrahlwinkel von 10 bis 120 Grad. Spotstrahler verfügen, da sie nur eine kleine Fläche bestrahlen, über einen kleinen Abstrahlwinkel. Doch wofür benötigt man den Abstrahlwinkel überhaupt? Er definiert im Lichtkreis die Bereiche, in denen der Scheinwerfer seine ganze Leuchtkraft (100 Prozent), seine halbe oder nur noch zehn Prozent seiner Lichtstärke abstrahlt. Der Feldwinkel benennt seinen gesamten Lichtkreis, der Halbwertswinkel den Bereich, in dem der Strahler mindestens 50 Prozent der maximalen Lichtleistung abstrahlt. Für den Lichtdesigner sind diese Areale so elementar, wie das Spielfeld für einen Fußballtrainer. In der Lichtdesigner-Praxis wird dennoch nur selten gerechnet – sagt zumindest Nina Mesitz. Die aus dem österreichischen Graz stammende Lichtdesignerin hat 2018 auf der Prolight + Sound – gemeinsam mit ihrem Licht-Team – den international renommierten „Hog Factor“-Nachwuchswettbewerb gewonnen und weiß, worauf es im Lichtdesigner-Alltag ankommt: „Klar, ich könnte den Abstrahlwinkel schon berechnen“, sagt sie, „aber das macht man normalerweise nicht. Man schaut sich den engsten und weitesten Abstrahlwinkel eines Scheinwerfers an, dann weiß man, wie das auf der Bühne aussieht.“ Mit Rechenschieber und Taschenrechner hat das Lichtdesign-Talent jedenfalls noch niemanden auf einer Bühne gesehen. Überhaupt sei ihr Handwerk „mehr vom Gefühl, als von Zahlen“ abhängig.