#9 Beleuchtung: Lichtstellpulte – Teil 1

Gestaltung übernimmt der Mensch

Bei Null hätten die Bordoni-Veteranen jedoch nicht anfangen müssen, meint Marc. Denn die Leute wussten so gut wie alles über die Grundlagen, über die Abläufe und Strukturen der Lichtgestaltung. Aber nicht genug, um ein modernes Pult oder dessen Vorläufer bedienen zu können. Doch der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, auch nicht im Theater.

„Vor allem nicht im Theater“, meint Marc, „es war die treibende Kraft.“ Inszenierungen sollten immer komplexer, immer spektakulärer und beeindruckender werden und dem Lichtbereich kam dabei eine entscheidende Rolle zu. „Meist hatten diese frühen Stellpulte nur zwei Ebenen zwischen denen überblendet werden konnte“, so Marc weiter. Auf diese Weise habe man immerhin die nächste Stimmung vorbereiten können. Aber: „Viel war nicht möglich, da man eben direkt die Transformatoren ansteuerte.“ Als später immer komplexeres Licht-Equipment auf den Markt drängte, stießen Bordoni, Salani und Co. an ihre technischen Grenzen. Es war ein Wechselspiel: Das Theater forderte immer mehr von der Lichttechnik – und jede Generation eines Lichtstellpults befeuerte mit neuen Gestaltungsmöglichkeiten die Inszenierungen im Theater.

Die modernen Konsolen erfordern vor allem viel Know-how, bieten aber auch viele Möglichkeiten

Eine perfekte Symbiose? So sieht das jedenfalls der Münchner Licht-Profi: „Ich denke, mit jeder technischen Innovation gab es auch in der Lichtgestaltung mehr Optionen. Da gehören auch die Pulte dazu. Es ist reproduzierbar geworden – die Basics haben sich aber nicht verändert.“ Technik könne Impulse setzen, Phantasien und Kreativität beflügeln, sagt der Licht-Pixel-Chef, aber er sagt auch: „Die Gestaltung hängt nicht vom Lichtpult ab.“ Diese übernimmt – ob Bordoni, analoges Pult oder hochmoderne Digital-Konsole – immer noch der Mensch. 

Im zweiten Teil unserer Lichtstellpult-Grundlagen gehen wir auf die Entwicklung der modernen Konsolen ein und wagen dabei einen Ausblick in die Zukunft. 

Text: Werner Bongartz
Fotos: ETC, Marc Lorenz