Der Schrei des Jedi-Ritters

Ein Schrei schraubt sich unvermittelt in die Höhe, hält kurz ein gellendes Vibrato, bis er jäh abbricht wie ein Sturz ins Bodenlose. Der „Wilhelm-Schrei“ ist das bekannteste Geräusch der Filmgeschichte. In Hunderten von Filmen ist er zu hören, von Indiana Jones über Star Wars bis zur aktuellen Hobbit-Trilogie. Auch in Games wie Grand Theft Auto oder Assassin’s Creed wird er verwendet. Erfinder des „Wilhelm-Schreis“ ist die Legende der Tonkunst Ben Burtt. Er ist Hollywoods bedeutendster Sounddesigner.

Es ist jedes Mal derselbe Schrei, recycelt aus einer Klangbibliothek: Luke Skywalkers Lichtschwert erledigt einen Gegner? Aaaaargh! Batman wischt einen Bösewicht zur Seite? Aaaaargh! Eine Riesenameise zerteilt einen Soldaten? Aaaaargh! Immer wieder, seit mehr als sechzig Jahren. Allein das Youtube-Medley „Wilhelm Scream Compilation“ zeigt das gespielte Geheule in 152 Szenen.

In „WALL-E“ (2008) verlieh Burtt der Hauptfigur und einem weiteren Roboter die Stimme. Foto: imago/Unimedia Images

Ben Burtt ist eine Legende des Sounddesigns. Manche behaupten sogar, dass der heute 65-Jährige das Berufsbild des Sounddesigners geformt hat, als ihn George Lucas 1977 beauftragte, die Geräuschkulisse für Star Wars aufzunehmen, zu bearbeiten und zu mischen – Jobs, die laut Burtt „ursprünglich ziemlich scharf voneinander getrennt“ waren. Für mehr als fünfzig Filme hat der Amerikaner seitdem Klangwelten geschaffen und Kunstsprachen entwickelt, von den Körperfressern (1978) über E.T. (1982) bis zu Lincoln (2012). Weltbekannte Geräusche wie das Brummen der Lichtschwerter oder das Fiepen des Droiden R2-D2 sind in seinem Studio entstanden.

Vor Star Wars setzten Science-Fiction-Filme auf elektronisches Piepsen, Verzerrer und das ätherische Singen des Theremins. Die Star-Wars-Macher wollten natürliche Sounds: „Weil wir eine visuelle Welt mit Rost, Dellen und Schmutz erschaffen wollten, wollten wir auch eine Klangwelt mit quietschenden Motoren, die nicht still und glatt laufen“, erinnert sich Burtt. „Klänge aus der echten Welt zu verwenden, schafft die Illusion, dass diese Vorstellungen glaubwürdig sind.“

Schon das erste Geräusch, das er so aufnahm, ist heute eine Klang-Ikone: Das Brummen der Lichtschwerter basiert auf dem Summen eines alten Filmprojektors an seiner Fakultät – gemischt mit einem Dopplereffekt, der zufällig entstand, als Burtt ein Mikrofon hinter der Bildröhre eines laufenden Fernsehers herführte. Später lieh Burtt sogar dem Erzbösewicht des Films seine Stimme, oder vielmehr seine Lunge. Als klar wurde, dass aus der lebenserhaltenden schwarzen Rüstung von Darth Vader ein schweres Atemgeräusch ertönen sollte, ging Burtt in den nächsten Tauch-Shop, atmete dort eine Stunde lang durch Tauchmasken und Atemgeräten, und nahm alles auf.

Wie häufig ist Soundmagier Ben Burtt in seiner jahrzehntelangen Karriere mit Sennheiser-Mikrofonen in Berührung gekommen? Das kann niemand genau sagen. Sennheiser-Richtrohrmikrofone wie das MKH 416 oder MKH 816 waren zur Produktionszeit der ersten Star Wars-Trilogie weit verbreitet. In Fan-Foren wie „The Dented Helmet“ diskutieren Star Wars-Kenner noch heute, welche Kunstgriffe sich Burtt damals erlaubt hat – zum Beispiel beim Kostümdesign für den Kopfgeldjäger Boba Fett. Hat Burtt für den Raketenantrieb an den Schienbeinen der Kultfigur auseinandergeschraubte Sennheiser-Mikros aus seinem Fundus verbaut? Die Fans sind davon überzeugt – und kaufen sich alte Sennheiser „Shotgun Mics“ auf eBay, um sich Boba Fetts Kostüm nachzubasteln.

Das MKH 416-P48-U3 von Sennheiser

 

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