Interview mit Lighting-Director Matt Jones bei Ed Sheeran

EVENT Rookie: Was genau machst du als Lighting-Director?
Matt Jones: Ich bin quasi der verlängerte Arm des Lichtdesigners auf Tournee und kümmere mich darum, dass die Shows so aussehen, wie es sich der Lichtdesigner ausgedacht hat. Ich achte daher unter anderem darauf, dass der Aufbau reibungslos abläuft und übernehme manche Änderungen, die während der Tournee umgesetzt werden müssen. Außerdem bin ich auch der Operator und steuere daher die einzelnen Shows.

EVENT Rookie: Gibt es denn viele Änderungen während des laufenden Betriebs?
Matt Jones: Die Set-Liste ist jeden Abend nahezu die gleiche und somit natürlich auch die visuelle Show. Es gibt aber manchmal Songs, die Eds Stil angepasst werden und dann muss man auch die Programmierung anpassen. Darüber hinaus haben wir bei vielen Shows auch Gast-Auftritte, die teilweise sehr spontan mit ins Programm aufgenommen werden. Auch dann bin ich dafür zuständig, die Lichtshow anzupassen und die passenden Looks zu programmieren.

Matt Jones


EVENT Rookie: Wäre es bei einer solchen Show nicht einfacher oder sinnvoller gewesen, einen Timecode zu verwenden?
Matt Jones: Das wäre bei einer solchen Show kaum möglich gewesen. Zum einen aus den eben genannten Gründen, dass sich die Programmierung teilweise auch ändert, zum anderen aber auch bezüglich der Show, die auf der Bühne geboten wird. Wenn zum Beispiel eine Saite an Eds Gitarre reißt, muss diese ausgewechselt und die Lichtshow muss dann angehalten werden. Darüber hinaus kommt es auch vor, dass Ed einen Chorus mal nicht spielt oder auch das Tempo eines Songs variiert. Ich muss daher auf jede Situation vorbereitet sein und darauf spontan eingehen können.


EVENT Rookie: Also gibt es bei dieser Show überhaupt keine Automatismen?
Matt Jones: Es gibt schon ein paar kleine Automatismen. So sind die Loop-Stations von Ed zum Beispiel per MIDI mit meiner Konsole verbunden. Drückt Ed auf der Bühne nun einen speziellen Effekt, dann löst das automatisch ein Flashlight aus. Dabei werden sowohl ein On- als auch ein Off-Signal gesendet, sobald der Effekt auf der Bühne wieder abgewählt wird. Trotzdem muss ich immer meine Finger an den Reglern haben, um im Falle eines Falles eingreifen zu können.


EVENT Rookie: Ihr nutzt auf dieser Tournee sehr viele neue Gerätschaften. Fühlt man sich da besonders geehrt oder so?
Matt Jones: Geehrt ist vielleicht das falsche Wort, aber es ist auf jeden Fall ein Privileg. Es ist auch ein Privileg, auf einer Tournee wie dieser arbeiten zu dürfen, aber natürlich ist es darüber hinaus auch toll, solche Produkte als erstes nutzen zu können. Die XDC1 sind großartig mit einem tollen Beam, schnellen Strobe-Effekten und erstklassigen Farben. Auch der Cobra von Ayrton sagt mir sehr zu, da dort eine neue Technologie verwendet wird und die Leuchtkraft ihresgleichen sucht.


EVENT Rookie: Gibt es sonst noch weiteres Equipment, das dich auf dieser Tournee überzeugt hat?
Matt Jones: Wir nutzen zur Steuerung zum Beispiel eine grandMA3 full-size inklusive der aktuellen Software. Auch das ist für mich ein tolles Gefühl, da die neue Software auf einer Produktion dieser Größenordnung noch nicht verwendet wurde. Dabei ist es definitiv hilfreich, dass die Arbeitsweise in manchen Punkten der Software der grandMA2-Range ähnelt. Aber es gibt auch einige Funktionen, die völlig neu sind und die ich auch nicht mehr missen möchte. Darunter ist zum Beispiel die „Grid“-Funktion, mit der man eine komplette 3D-Umgebung erzeugen kann. Das macht das Arbeiten sehr viel einfacher und komfortabler.


EVENT Rookie: Beeinflusst es denn deine Arbeitsweise, dass hier auf der Tournee eine Center-Stage im Einsatz ist oder ist dir das eigentlich egal?
Matt Jones: Der Workflow ist auf jeden Fall in vielen Punkten der gleiche wie beim Einsatz auf einer klassischen Bühne. Man muss sich bei dieser Show nur daran gewöhnen, dass das Licht aus sechs Richtungen, also von den sechs Masten kommt. Darüber hinaus schauen wir auch, dass wir mit den Ayrton Diablo LT und den XDC1 eine Art Lichtvorhang schaffen, da hinter Ed immer Publikum zu sehen ist. Für die Kamerabilder versuchen wir daher immer, die Lichtbeams etwas mehr in den Fokus zu stellen als das Publikum.

Text: Simon Kropp
Fotos: Simon Kropp, Ralph Larmann