Interview mit Stagemanager Mitch Reichel von „Die Toten Hosen“

EVENT Rookie: Erklär uns doch gerne erst einmal, was ein Stagemanager macht?
Mitch Reichel: Als Stagemanager koordiniert man alle technischen Gewerke und leitet den Auf- sowie Abbau. Es ist also wichtig, dass man im Vorfeld einen detaillierten Zeitplan aufstellt, damit auch jeder vor Ort weiß, wann er was zu tun hat. Vor Ort muss ich dann natürlich auch noch schauen, dass dieser Zeitplan auch eingehalten wird, damit am Showtag alles spielfertig ist.

Mitch Reichel

EVENT Rookie: Und das hat hier vor Ort alles funktioniert?
Mitch Reichel: Glücklicherweise hat es tatsächlich alles auf der gesamten Tournee funktioniert. Dabei hat es uns natürlich auch sehr geholfen, dass wir einen kompletten Aufbau- und Soundcheck-Tag vor dem eigentlich Showtag hatten. Es würde zwar auch unter Umständen alles an einem Tag umsetzbar sein, dass ist bei einer Produktion dieser Größenordnung aber nicht ideal.

EVENT Rookie: Das Thema Personalmangel ist nach wie ein großes Problem. Hast du davon auf dieser Tournee auch etwas mitbekommen?
Mitch Reichel: Ich hatte mit der Buchung des Personals – zumindest der Stamm-Crew – nichts zu tun. Ich hatte eher damit zu tun, mich um die Helfer vor Ort zu kümmern. Aber auch dort hatte ich keine Probleme, worüber ich sehr glücklich bin. Natürlich hat man auch von anderen Produktionen gehört, dass dort plötzlich nur die Hälfte der bestellten Helfer vor Ort waren, aber das war hier nicht der Fall.

EVENT Rookie: Wie sieht denn ein Arbeitstag bei dir hier bei dieser Produktion aus?
Mitch Reichel: Ich bin meistens der Erste auf dem Gelände und schaue mir alles genau an. Mein erster Arbeitstag beginnt daher in der Regel gegen 8:00 Uhr. Ich koordiniere dann die einzelnen Gewerke, damit jeder weiß, wann er aufbauen kann. Bis 18:00 Uhr sollte alles fertig sein, weil dann die Band ihren Soundcheck macht. Danach ist der Tag dann aber noch lange nicht zu Ende. Es gilt dann noch alles aufzuräumen, die Bühne und alles weitere wetterfest für die Nacht zu machen und sicher zu gehen, dass wir auch am Morgen alles noch in einwandfreiem Zustand wiederfinden. Danach müssen auch noch die Zeitpläne für den nächsten Tag angepasst werden. Der Abbau ist da auch schon ein großes Thema. Diesbezüglich muss zum Beispiel die richtige Reihenfolge der Trucks festgelegt werden. Bei der hiervorhandenen Menge an Trucks ist das mit viel Logistik verbunden, da die Trucks  nicht alle ladebereit auf dem Gelände parken. Am zweiten Tag kommen gegen Mittag die Support-Bands an, denen ich das Gelände zeige und sage, wo sie ihr Material aufbauen können. Sobald die erste Vorband beginnt, muss ich den Umbau der Bühne koordinieren und den Zeitplan einhalten. Wenn dann aber die Toten Hosen auf der Bühne stehen, kann ich tatsächlich mal in Ruhe essen, aber ausruhen kann ich mich da dennoch nicht. Ich muss bis zum Ende des Konzerts auf Stand-by sein, da auch immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann. Nach dem Konzert muss ich den Abbau noch koordinieren, was dann noch einmal einer der Hauptbestandteile meiner Arbeit ist. Der Abbau ist dabei ähnlich wie der Aufbau, nur in komprimierter Zeit.

EVENT Rookie: Kann man den Beruf des Stagemanagers in einer Ausbildung erlernen oder wie kommt man an einen solchen Job?
Mitch Reichel: Nein, Stagemanager ist kein Lehrberuf. Man sollte für diesen Job vor allem viel Erfahrung mitbringen. Dabei geht es unter anderem um Erfahrungen im technischen Bereich. Diese hat man im Idealfall durch jahrelange Tätigkeit in verschieden Gewerken erworben. Ohne diese Erfahrung, wird man an dieser Position schwer akzeptiert. Darüber hinaus sollte man aber auch Erfahrungen im Touring-Bereich haben. Es ist daher extrem wichtig, dass man bei einigen Tourneen dabei war und die einzelnen Abläufe kennt. Dann braucht man noch die passenden Kontakte, wie es in unserer Branche generell üblich ist. Es gibt Agenturen, Managements und vieles mehr, die Crews zusammenbuchen und von denen muss man das Vertrauen erhalten in diese Position gesetzt zu werden.

EVENT Rookie: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Interview.