Theater im Bahnhof

Nachdem im 19. Jahrhundert die drei Frankfurter Westbahnhöfe zu klein geworden waren, entschloss man sich zum Bau des imposanten neuen Centralbahnhofs – dessen Hallen wurden als Eisenkonstruktion ausgeführt und am 18. August 1888 eröffnet. Allerdings ohne ordentliche Einweihungsfeier, denn kurz vorher war Kaiser Friedrich III. verstorben. Lediglich ein Zug fuhr blumengeschmückt über die vorher noch bei Fackelschein fertiggestellten Gleise ein.

Dampflokomotive der Baureihe G 8 mit Kohlentender

Die feierliche Eröffnung holte die Deutsche Bahn unlängst nach: in der Nacht auf den 18. August 2013 – also exakt 125 Jahre später – konnten 950 Besucher einem ungewöhnlichen Theaterstück im Hauptbahnhof beiwohnen, das nur ein einziges Mal aufgeführt wurde. Dazu mussten die 60 Statisten und Schauspieler in historischen Kostümen sowie fast 70 Crewmitglieder der technischen und nicht-technischen Gewerke in sechs Nachtschichten die komplette Produktion auf die Bühne stellen, die in diesem Fall aus dem Fernverkehrsbahnsteig zwischen Gleis 12 und 13 bestand. Dieser verwandelte sich unter den Augen der staunenden Zuschauer in einer Metamorphose von der aktuellen DB-Möblierung in einen Bahnsteig des 19. Jahrhunderts. Tanz, Gesang und Schauspiel rund um kleine historische Anekdoten (teils erfunden, teils real) begeisterten die Besucher, die die Tickets nicht kaufen konnten, sondern über Medienpartnerschaften gewonnen hatten bzw. vom DB Konzern eingeladen wurden.

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=IJrFrKf4sl0#t=14

Regisseur Ralf Buron und Produzent Jörn Huber (pro event live-communication GmbH) arbeiteten mehrere Monate im Auftrag der DB Mobility Logistics (vertreten durch Carina Hofmann) an diesem besonderen Ereignis. Verantwortlicher Koordinator für den Arbeitsschutz und die Besuchersicherheit war DTHG-Mitglied Harald Scherer, der als Meister für Veranstaltungstechnik bzw. Fachplaner für Besuchersicherheit im Auftrag der pro event dafür sorgte, dass reibungslos und ohne Schwierigkeiten „unter rollendem Rad“ produziert werden konnte. Das Sicherheitskonzept für diese außergewöhnliche Veranstaltung wurde auf Basis der Empfehlungen der Arbeitsgruppe Veranstaltungssicherheit umgesetzt; die DTHG ist über die igvw an der Arbeitsgruppe beteiligt.

Harald Scherer und Ralf Buron

Neben der Einbringung von Veranstaltungstechnik (durch „perfectvision“) und der Dekorationen (Bühnenbild Mathias Bringmann) zwischen den jede Nacht extra abgeschalteten Fahrleitungen, zu sperrenden Gleisen und Installationen des Bahnhofs stellten einige Besonderheiten große Anforderungen an die Planungs- und Ausführungsarbeiten, etwa die Besucherlenkung für das Theaterstück ohne dabei reguläre Reisende zu beinträchtigen oder der Einsatz von offenem Feuer und Bühnenpyrotechnik.

Als absoluter Höhepunkt fuhr zum Schluss des Stücks eine mit drei Nebelmaschinen präparierte historische Dampflokomotive der Baureihe G 8 mit Kohlentender und vier angehängten Personenwagen ein. Der wie damals geschmückte und fahrbereite Zug erzeugte selbst bei erwachsenen Männern feuchte Augen. Dieser Moment entführte die Zuschauer ins Finale der Zeitreise, die mit dem „Freeze“ der historischen Figuren vor dem Zug ihren Höhepunkt fand. Nach dem gut einstündigen Stück hatten die Besucher noch die Gelegenheit, die „Bühne“ und natürlich den Zug zu besichtigen – um 1:30 Uhr schließlich räumte der „stellvertretende Stationsvorsteher“ in preußischer Uniform das Gleis und nach knapp drei Stunden Abbau sah der Bahnsteig so aus, als hätte dort nie etwas anderes stattgefunden als der reguläre Bahnbetrieb des Jahres 2013.

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