#14 Audiotechnik: Strukturiertes Audio-Mixing (Teil 2)

Wie wir in der vergangenen Folge der „Grundlagen: Audiotechnik“ gesehen haben, ist eine Mischpult-Oberfläche mit sinnvoll angeordneten und sauber beschrifteten Ein- sowie Ausgangskanälen „die halbe Miete“ auf dem Weg zu einem strukturiertem Audio-Mix. Aber es geht (wie immer) noch besser. 

Sobald eine größere Anzahl an Ein- und Ausgängen (über sechzehn Inputs) für ein Projekt benötigt wird, sollten zusammengehörende Kanäle über VCAs (Voltage Controlled Amplifier; auch als DCA (Digital Controlled) oder CG (Control Group) bezeichnet) gruppiert werden. Dadurch können anschließend die Pegel aller zugewiesenen Kanäle über einen übergeordneten Fader inklusive Mute-Funktion „ferngesteuert“ werden – und zwar relativ zur jeweiligen Fader-Position. Das bedeutet, wenn beispielsweise ein einer VCA-Gruppe zugewiesener Kanal auf -10 dB und ein weiterer auf -25 dB steht und der korrespondierende VCA-Master nun auf -5 dB bewegt wird, so werden als reale Werte -15 dB respektive -30 dB aus den beiden Kanälen ausgegeben. Wichtig ist: die einzelnen Kanalfader bewegen sich hierbei nicht mit, sodass auf den ersten Blick der wirkliche Ausgangspegel nicht immer erkennbar ist. Durch einen VCA-Master fließt zudem kein Audiosignal – es ist ein reiner Fernsteuerungs-Kanal.  

Über Subgruppen lassen sich Signale gemeinsam klanglich bearbeiten

Sinnvolle VCA-Gruppen lassen sich in typischen Beschallungssituationen zum Beispiel für Einzelkanäle einer Drumset-Mikrofonierung, mehrere Background-Vocals oder sämtliche Mikrofone einer Diskussionsrunde bilden. Auch Ausgangsbusse können über VCAs gruppiert und so gemeinsam gesteuert werden, beispielsweise zur gleichzeitigen Regulierung mehrerer Monitor-Auxwege. Bei modernen Digitalpulten erfüllen VCA-Gruppen zusätzlich eine weitere Funktion zur Strukturierung unserer Audio-Mischung. Die meisten Digitalpulte können zwar eine hohe Kanalanzahl verwalten, die Bedienoberfläche ist aber oftmals auf wenige Bedienstreifen begrenzt. Somit befindet sich ein Großteil der genutzten Ein- und Ausgangskanäle nicht im direkten Zugriff. Um hier dennoch einen übersichtlichen Workflow zu erreichen, lässt sich die so genannte „Spill-Out“-Funktion der VCA-Fader nutzen. Diese „fächert“ bei Aktivierung sämtliche Einzelkanäle, die dem jeweiligen VCA-Master zugewiesen wurden, temporär auf der Mischpultoberfläche auf, wodurch sich schnelle Korrekturen an einzelnen Pegeln/ Settings ausführen lassen, während die eigentliche Mix-Balance über die VCA-Master „gefahren“ wird.

Mehrwert: Filter-Güte (Flankensteilheit, Slope)

Hoch- und Tiefpassfilter besitzen neben einer festen oder frei wählbaren Einsatzfrequenz stets eine Angabe zur sogenannten Filtergüte – oftmals ebenfalls umschaltbar. Deren Wert wird in Dezibel pro Oktave (dB/ Okt.) angegeben und beträgt meist 6, 12, 18 oder 24 dB/ Okt.. Üblich sind dafür auch die Bezeichnungen 1., 2., 3. und 4. Ordnung, was auf die Anzahl der (in der Analogtechnik) notwendigen RC-Glieder zur Erzeugung der gewünschten Flankensteilheit hindeutet. In der Elektrotechnik wird übrigens mit Dezibel pro Dekade gerechnet – der Umrechnungsfaktor ist 3,33 (6 dB/ Okt. = 20 dB/ Dek.). Konkret erkennen wir an der Filtergüte, dass zum Beispiel ein 120 Hz-Hochpassfilter mit 12 dB/Okt. darunterliegende Frequenzen kontinuierlich im Pegel reduziert, wobei bei 60 Hz 12 dB und bei 30 Hz 24 dB Absenkung erreicht werden. Allgemein ist zu beachten, dass mit höherer Slope auch eine zunehmende Phasenverschiebung im Sperrbereich, sowie an der Einsatzfrequenz eine Resonanzüberhöhung auftritt, welche abhängig vom Filterdesign mehr oder weniger stark ausgeprägt ist.