#2 Audiotechnik: Klingende Räume

Nicht immer ein Problem, aber oft


Das Phänomen der Modenüberlagerung kann in Konzertsälen oder Kirchen durchaus erwünscht sein, da dadurch beispielsweise ein mächtiger raumfüllender Musikklang begünstigt wird. Auf der anderen Seite leiden solche Räume in der Regel unter einer schlechten Sprachverständlichkeit. Auch der Einsatz von Beschallungstechnik stellt dort – abhängig von Inhalt und erforderlichem Schalldruckpegel – oftmals eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund haben wir Akustik-Trainer Markus Zehner erneut um entsprechende Tipps gebeten

Markus empfiehlt zunächst den Einsatz von Lautsprechern mit engem Abstrahlwinkel, um weiter entfernte Publikumsbereiche mit ausreichend Direktschall zu versorgen. So verteilt sich nämlich die abgegebene Schallleistung auf eine kleinere Fläche. Zudem werden tendenziell weniger Wandreflexionen erzeugt, welche die Signaltransparenz durch Übersprechen in Mikrofonsignale, sowie Überlagerung mit dem PA-Signal beeinträchtigen. Bei Verwendung eines Line-Arrays sollte man mittels geeignetem Curving dafür sorgen, dass eine größere Anzahl an Lautsprecherelementen auf die hinteren Plätze gerichtet ist, um mehr Energie dorthin zu senden. Zusätzlich lässt sich mit dem Einsatz so genannter Delay-Lines – in der Raumtiefe versetzt aufgebaute Lautsprecher – der Direktschallanteil für Zuschauerbereiche mit großer Distanz zur Bühne erhöhen. Hierbei muss laut Markus allerdings eine Sache unbedingt beachtet werden: „Näher beim Zuhörer stehende Lautsprecher müssen gegenüber der Haupt-PA verzögert werden, um die unterschiedlichen Flugzeiten des Schalls in der Luft zu kompensieren und so eine korrekte akustische Lokalisation zu ermöglichen. Geschieht dies nicht, so kommt es durch den zeitlichen Versatz auf einzelnen Frequenzen zu Phasenauslöschungen oder bei großen Abständen der Lautsprecher sogar zu Mehrfachechos.“

Beim eng abstrahlenden Lautsprecher (oben) werden weniger Wandreflexionen erzeugt


Bei optimaler Delay- und Pegeleinstellung nimmt man solche Delay-Line-Lautsprecher übrigens gar nicht als eigene Schallquelle wahr, sondern hört den Sound nach wie vor aus Richtung der Hauptbeschallung. Der Grund dafür ist das psychoakustische „Gesetz der ersten Wellenfront“, auch Präzedenzeffekt genannt.

Hinsichtlich problematischer Raummoden im Bassbereich kann laut Markus mitunter eine gute Vorplanung helfen: „Durch eine End-Fired- oder Cardioid-Anordnung werden beispielsweise Moden in Querrichtung erheblich weniger angeregt – dafür diejenigen in Längsrichtung umso mehr.“ Klingt logisch, aber oftmals wird man erst vor Ort mit problematischen Resonanzfrequenzen konfrontiert. In der Regel fehlt dann sowohl Zeit als auch entsprechender Platz, um unterschiedliche Subwoofer-Positionen auszuprobieren – zumal nur größere Standortveränderungen im Bereich von zwei bis drei Metern Wirkung zeigen. Deshalb müssen starke Einkopplungen der PA in Eigenmoden oftmals mittels Summen-EQ reduziert werden, damit der Raum auf diesen Frequenzen weniger stark angeregt wird. Markus rät hierbei zum Einsatz eines Mess-Systems: „So kann sichergestellt werden, dass die Modenfrequenz exakt getroffen wird und auch die Filtergüte
passt.“

Text+Grafiken: Martin Person