#3 Audiotechnik: Schwarze Wunderkisten – Teil 1

Welche Rolle spielt das Gehäuse?

Da ein einzelnes Lautsprecher-Chassis als Dipol funktioniert, wird ein Signal grundsätzlich nach vorne und hinten mit invertierter Phase abgestrahlt. Sobald die Wellenlänge einer Frequenz größer als die Membranfläche ist, kommt es dadurch zu Auslöschungen des front- und rückseitig austretenden Schalls bis hin zum akustischen Kurzschluss (kein Ton mehr hörbar). Dieser Effekt tritt beispielsweise bei einem 10-Zoll-Treiber (25,4 cm) bereits unterhalb von 1.340 Hertz auf. Um dies zu verhindern, müssen sämtliche Lautsprecherkomponenten immer in einem Gehäuse betrieben werden. Dadurch ergeben sich allerdings wieder neue Probleme, wie beispielsweise geringerer Wirkungsgrad, unterschiedliche Gruppenlaufzeiten oder Resonanzüberhöhungen. Durch geschickte Wahl von Gehäusevolumen, -form und -innenleben lassen sich diese unerwünschten Effekte minimieren beziehungsweise in ein sinnvolles und somit gutklingendes Verhältnis zueinander bringen. Das ist die Aufgabe und schlussendlich auch die Kunst der verschiedenen Lautsprecherhersteller, denn abgesehen von diversen Technologien zur Frequenzaufteilung und weiterer Optimierung mittels DSP spielt das Gehäusedesign die wesentlichste Rolle für die Performance und den Sound eines Lautsprechers.

Text: Martin Person
Fotos: Martin Person, Joel Selbach