#6 Audiotechnik: Audiotechnikers Lieblinge – Teil 2

Kleinmembran versus Großmembran

„Echte“ Kondensatormikrofone, also solche, deren Kapseln mittels extern zugeführter Spannung polarisiert werden, lassen sich in Groß- und Kleinmembranmodelle unterteilen (Elektret-Kondenser besitzen eigentlich stets eine Kleinmembran). Optisch ist dies in der Regel leicht erkennbar. Während „small-diaphragm“-Modelle mit rund 0,5 Zoll (also rund 1,3 cm) Kapseldurchmesser fast immer eine Stäbchenform und eine frontale On-Axis besitzen, verfügen ihre großen Brüder mit Membrangrößen ab einem Zoll (2,54 cm) aufgrund ihres „Brikett-Designs“ meist über seitliche Einsprechöffnungen. Ein regelmäßig zu hörendes Gerücht ist, dass Großmembran-Kondenser tiefe Frequenzen besser abbilden können. Das stimmt so nicht, im Gegensatz zur Lautsprecherwiedergabe müssen hier keine Luftmoleküle in Bewegung gesetzt werden (akustische Leistung), sondern umgekehrt.

Großmembran-Kondensator und dynamische Mikrofone kann man auch kombinieren
Foto: Georg Neumann GmbH

Das bedeutet, auch Kondensatormikrofone mit kleiner Membran können das gesamte hörbare Audiospektrum problemlos abbilden und punkten hierbei sogar mit besserem Impulsverhalten, sowie einer gleichmäßigeren Richtcharakteristik. Deshalb sind Kleinmembran-Mikrofone eigentlich die technisch bessere Wahl. Dennoch bieten Modelle in Großmembrantechnik eine Reihe von Eigenschaften, die für bestimmte Anwendungen von Vorteil sind:

In der nächsten Folge der „Grundlagen:Audiotechnik“ wollen wir herausfinden, was so genannte HF-Kondensatormikrofone sind und worin sich diese theoretisch, sowie im praktischen Einsatz von den üblichen NF-Schaltungs-Modellen unterscheiden. Zudem erfahren wir, wie Druck- beziehungsweise Druckgradientenempfänger funktionieren, was ein Ausgangstransformator macht und wie mit wertvollen Vintage- oder Röhrenmikrofonen im „rauen“ Veranstaltungsalltag umzugehen ist.


Text: Martin Person
Fotos: Shure, G. Neumann, M. Person